Ich habe ja ein wenig über die Telematik-Infrastruktur geschrieben. Das neueste Kapitel heißt: Austausch der Konnektoren. Der Konnektor ist ein kleines Gerät, das in jeder Praxis steht, soweit ÄrztInenn oder PsychologInnenn mit der Krankenkasse abrechnen. Der Konnektor stellt die sichere Verbindung zur den Servern der TI her. Dazu hat er ein Sicherheitszertifikat eingebaut, das die eindeutige Identifizierung des Geräts ermöglicht. Die Gültigkeit des Zertifikats ist zeitlich beschränkt, in diesem Fall auf 5 Jahre. So weit, so gut und üblich. Für die Zukunft ist der Wegfall der Konnektoren und ihr Ersatz durch eine Software-Lösung geplant. Auch eine gute Idee. Leider dauert es aber noch eine Weile, bis die neue Lösung fertig und einsatzbereit ist. Die Zertifikate laufen aber nach und nach schon vorher ab. Es wäre technisch möglich, die Zertifikate per Software zu erneuern. Das wird aber aus nicht transparenten Gründen nicht geschehen (ein Schelm, wer vermutet, es könnte um Geld gehen, nämlich die Gewinne, die man durch den Verkauf von Abertausenden neuen Konnektoren machen wird). Also werden alle Praxen neue Konnektoren bekommen, bevor die dann nach wahrscheinlich 2 bis 3 Jahren durch die neue Lösung überflüssig werden. Kosten lt. ZEIT: ca. 300 Millionen €. Die Praxen bekommen die Kosten erstattet. Raten Sie mal, wer die übernimmt! Ja, richtig! Sie, lieber Leser, durch Ihre Krankenkassenbeiträge. Und das heute, wo Krankenhäuser und Beschäftigte an ihre Grenzen kommen, Praxen überlastet sind usw. 300 Millionen könnten die Probleme des Gesundweitswesens nicht lösen, aber sicherlich am einen oder anderen Punkt sehr viel nützlicher sein als, sagen wir es mal im Klartext, auf den Konten der Geräteproduzenten. Damit Sie nicht glauben, dass ich mir das Alles ausdenke: ZEIT-Artikel, heise online und CCC.
Gesundheitsminister schafft bewährte Qualitätssicherung in der Psychotherapie ab
Herr Spahn, Gesundheitsminister, setzt in den letzten Monaten im Wochentakt neue Gesetze in Marsch. Ein neuer Coup ist die Abschaffung des Gutachterverfahrens in der Psychotherapie. Dieses Verfahren sorgte seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in bewährter Weise dafür, dass Planung und Ergebnisse von Psychotherapie von qualifizierten Fachleuten geprüft wurden. Schon jetzt für die Gruppentherapie abgeschafft, wird es auch für die Einzeltherapie zum 31.12.2022 gestrichen. Ein Ersatz dafür ist noch nicht in Sicht, nicht einmal Ideen dafür sind bekannt. Es „wird daran gearbeitet“. Spahn gefährdet das Vertrauen in die Qualität der Psychotherapie in fahrlässiger Weise. Wer Böses denkt, könnte auf die Idee kommen, dass Herr Spahn massenhaft mit der heißen Nadel gestrickte Projekte produziert, um sich als Macher zu profilieren und im Gespräch zu halten. Die Scherben dürfen Andere aufkehren. Herr Spahn sitzt bis dahin längst auf anderen Posten.
Notdienst – krasse Ungleichbehandlung von Ärzten und Psychologen!
In diesen Tagen war in meiner Post der jährliche „Bescheid zur Heranziehung zum Ärztlichen Notdienst“. Dies nehme ich zum Anlass, meinem Ärger über die krasse Ungleichbehandlung von Ärzten und Psychologen in dieser Frage Luft zu machen. Das ist ein Thema, dass die ärztlichen Psychotherapeuten schon lange, vermehrt seit Einführung des Psychotherapeutengesetzes und der Reform des Ärztlichen Notdienstes beschäftigt, in der Öffentlichkeit aber nicht bekannt ist. Psychotherapeutisch tätige Ärzte bezahlen für den Notdienst rund 3600 € pro Jahr. Die niedergelassenen Psychologischen Psychotherapeuten werden an den Kosten des Ärztlichen Notdienstes nicht beteiligt. Simpel ausgedrückt: Psychotherapeutisch tätige Ärzte haben am Ende des Jahres 3600 € brutto weniger auf dem Konto als Psychologen. Solche Beträge mögen für andere Fachärzte „peanuts“ sein. Für Psychotherapeuten, ganz am unteren Ende der Einkommensskala niedergelassener Ärzte, tut das doch sehr weh. Trotz vielfacher Proteste hat sich daran bisher nichts getan und es gibt auch keinerlei Absichten von Kassenärztlicher Vereinigung, Krankenkassen oder dem Gesetzgeber), das zu ändern. Zum Hintergrund:
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Telematik-Infrastruktur (TI) – ein Schildbürgerstreich!
16.7.2019 * Seit Ende 2018 werden alle Praxen von niedergelassenen Ärzten und Psychologischen Psychotherapeuten mit den Geräten für die Telematik-Infrastruktur versehen. Bringt das wirklich was? Bei den meisten ist die Umrüstung schon passiert oder wird in den nächsten Monaten erledigt. Die Grundausrüstung für eine Praxis mit einer Person kostet ca. 3000 €. Die monatliche Wartung kostet ca. 80 €. Die Zahl der niedergelassenen Psychotherapeuten betrug 2014 etwa 23.000. Ich errechne da 69 Mill. € nur für die Grundausstattung, Wartungskosten gut 20 Mill. € pro Jahr. Schauen wir mal nach dem Nutzen:
- aktuell einzige Anwendung ist das „Versichertenstammdatenmanagement“ (d. h. einmal pro Quartal wird die Versichertenkarte online geprüft – stimmen die Daten noch? Ist die Karte gültig?) Braucht man das in der psychotherapeutischen Praxis? Ich meine Nein. Die meisten Patienten gehen nicht nur zum Psychotherapeuten, sondern auch zu anderen Ärzten. Dort fallen viel mehr Patienten an als bei Psychotherapeuten. Es würde völlig ausreichen, wenn das Versichertenstammdatenmanagement dort durchgeführt wird, was ja sowieso passiert. Ohnehin ist diese Anwendung nur für die Krankenkassen von Vorteil, weder für Ärzte noch für Patienten. In den nächsten Jahren sollen eingeführt werden:
- Notfalldaten wie z. B. die Blutgruppe, Allergien etc. – brauchen wir das in der psychotherapeutischen Praxis? Dürfte kaum je vorkommen.
- Elektronischer Arztbrief – wäre nützlich, aber nicht zwingend. Ich kann mir nur wenige Fälle vorstellen, in denen in einer psychotherapeutischen Praxis ein Arztbrief bzw. ein Bericht von mir beim Kollegen sofort gebraucht wird.
- Speicherung von Berichten wie Entlassungsberichten. Ich würde meinen Patienten dringend davon abraten, ihre Dokumente mit psychiatrischen oder psychotherapeutischen Inhalten an einer Stelle zu speichern, wo jeder Arzt drankommt.* Wollen Sie wirklich, dass der Arzt weiß, dass Sie als Kind zigmal von Ihrem Vater vergewaltigt worden sind?, dass Sie früher mal Ihre Frau geschlagen haben?, dass Sie wegen Depressionen Ihren Arbeitsplatz verloren haben? Manchmal mag das nötig sein, aber dann könnte man das auf anderen Wegen genausogut oder besser machen. Ohnehin bekommen inzwischen Patienten in psychosomatischen und psychiatrischen Kliniken ihre Entlassberichte zugeschickt, haben sie also zur Verfügung und können so selbst entscheiden, wem sie die Berichte geben wollen.
Fazit: Keine der geplanten Nutzungen bringt in psychotherapeutischen Praxen wirklich einen Vorteil. Viel Geld zum Fenster hinausgeworfen. Die Kosten werden übrigens von den Krankenkassen bezahlt, sprich: durch Ihre Versichertenbeiträge. Man könnte das Geld nützlicher verwenden.
* Ja, ja ich weiß – es bedarf der Zustimmung des Patienten dazu, dass der Arzt Zugriff auf die Daten bekommt. Ich wette aber, dass das genauso läuft wie heute bei Aufklärungen vor Ops, Datenschutz-Erklärungen etc.: „Unterschreiben Sie bitte mal gerade hier!“ bzw. „Stecken Sie jetzt bitte Ihre Karte hier rein und geben Ihre PIN ein – danke!“ und schwupps, ist der ganze Inhalt im Praxissystem des Arztes.
P. S.: Ich habe versucht, im Internet die Kosten für die Telematik-Infrastruktur zu recherchieren. Man findet reichlich Seiten, die die Kosten für den einzelnen Arzt angeben und deren Erstattungsmöglichkeiten. Die Gesamtkosten der Einführung der TI für die Krankenkassen/die Allgemeinheit habe ich nirgends gefunden (nur einmal eine Anmerkung, sie wären nicht abschätzbar). Ein Schelm, wer hier Böses denkt.
Ein Anfang
16.7.2019 * So, die wesentlichen Inhalte der neuen Seite – bis auf die Startseite – stehen erstmal, uff! Ich hatte jetzt einige Tage Zeit, mich darauf zu konzentrieren. Die weitere Arbeit wird langsamer gehen. Die Seite sieht ziemlich bleiwüstig aus. Das ist aber Absicht. ich habe mit meiner Webseite vor mehr als 10 Jahren begonnen. Damals waren die graphischen gestaltungsmöglichkeiten etwas für Spezialisten. Auch später, bis heute, habe ich nie einen Sinn in viel Schnickschnack gesehen. Es geht schliesslich um Information. Ich hoffe, es nützt dem einen oder der anderen.